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von Turid Rugaas  
 
  
 
Der Junghund
 
Wenn die Welpenzeit mit 4 bis 4,5 Monaten zu Ende geht, beginnt die Jugendzeit. Diese besteht aus verschiedenen Stufen und dauert etwa bis zum Alter von 2 Jahren. Manchmal braucht es länger, manchmal weniger. Junge Hunde sind wie junge Menschen:
 
- Sie lieben es, wenn etwas los ist und Geschwindigkeit.  
- Es wird ihnen schnell langweilig, wenn nichts los ist.  
- Sie haben überhaupt keine Selbstkontrolle.  
- Sie können sich nicht kontrollieren, wenn etwas Aufregendes passiert. Wie Kinder, die ein Feuerwehrauto sehen oder Hunde, die ein Kaninchen riechen.  
- Ihre Fähigkeit sich über eine längere Zeit zu konzentrieren, ist schwach. So wie Kinder „vergessen“, nach der Schule gleich nach Hause zu kommen, vergessen Hunde, was Du ihnen vor 10 Sekunden gesagt hast, was sie tun sollen.  
- Sie bevorzugen es, mit anderen Gleichaltrigen oder mit Gleichgesinnten zusammenzusein.  
- Sie wollen lieber spielen, als irgendetwas anderes zu tun.  
- Sie finden Pauken langweilig und so macht Lernen keinen Spass. Junge Hunde brauchen Training, aber in kurzen Einheiten mit viel Spass, so dass sie konzentriert bleiben können und des Trainings nicht überdrüssig werden.
- Ihr Bedürfnis nach Beschäftigung kann mit kurzen und einfachen Trainingseinheiten auf einem Hindernisparcours, mir Rückruf-Training, Waldspaziergängen, Zusammensein mit anderen Hunden und ohne Leine spielen usw. gedeckt werden.  
- Sie müssen Schritt für Schritt Selbstkontrolle lernen, aber immer nur ein wenig aufs Mal. - Dies ist der Grund weshalb wir immer Schritt für Schritt vorgehen, z.B. wenn man vom Hund erwartet immer länger zu verharren in Übungen, wie „Sitz-Bleib“ - 2 Sekunden, 5 Sekunden, 10 Sekunden, usw.  
- Sei umsichtig, wenn der Hund seine Konzentration zu verlieren beginnt – ermögliche es dem Hund, eine Pause zu machen, um seine Konzentration zurückzugewinnen, die ihm hilft das Training fortzusetzen.  
- Ermögliche es dem Junghund andere Hunde zu treffen - wichtig!  
- Mach keine langen Trainingseinheiten, keine Wiederholungen von immer wieder der gleichen Übung, Strafe und so weiter, damit der Hund nicht ermüdet und des Traings leid wird.  
- Sozialisierung – Training von sozialem Verhalten mit Leuten und Tieren ist wichtig. Lehre den Hund mit allen möglichen Situationen in allen möglichen Umgebungen umzugehen.  
- Übe Aktivitäten, die Spass machen, wie Tricks, Apportieren, Sucharbeiten, Fährten usw.  
 
Wir müssen daran denken, dass Hunde soziale Wesen sind, die etwas über Kommunikation, anständiges Verhalten und Selbstkontrolle lernen müssen. Andernfalls wird ein Leben als Mitglied eines Rudels komplett unerträglich. Und sie lernen, in kleinen Schritten, genauso wie Menschen während der Kindheit und der Jugend. Wer hat je ein 4- oder 6-jähriges Kind mit Selbstkontrolle gesehen? Wenn ein 4-jähriger hysterisch wird, bringt es nichts, mit ihm diskutieren zu wollen. Dasselbe gilt für das 6 Jahre alte Kind. Bemühungen, ihnen etwas während einem hysterischen Anfall beibringen zu wollen, sind vergeblich. Wir müssen sie sich zuerst beruhigen lassen – bevor wir ihnen etwas beizubringen versuchen.  
 
Wenn Hundebesitzer in die Hundeschule kommen mit einem “Sechsjährigen”, wird dieser Hund leicht schnell zu aufgeregt werden – aufgrund der neuen Hunde, dem neuen Platz, der neuen Situation und so weiter. Gleichzeitig verlangt die Hundeschule, dass Hund und Besitzer einem strikten Übungsplan folgen und darüber hinaus dauert das Programm viel zu lange für einen jungen Hund. Kein Wunder, dass der „Sechsjährige“ aufgeregt werden wird oder sogar hysterisch. Viele, viele Hundebesitzer brechen diese Gruppen und Kurse ab, weil ihre Hunde impulsiv, aufgeregt und nahezu hysterisch sind. Die Hunde sind nicht „verrückt“, wie den Besitzern vielleicht erzählt wird, aber ihr Stresslevel ist auf dem Maximum und ihr Level der Selbstkontrolle auf dem Minimum. Natürlich! Denn sie haben vorher nicht gelernt mit dieser Art von Situationen umzugehen. Es ist zum Scheitern verurteilt.
 
Es ist unwahrscheinlich, dass die Verwendung von Gewalt oder Zwang, um den Hund dazu zu bringen, aufmerksam zu sein, den Hund dazu bringen wird, dass es ihm besser geht. Im Gegenteil, wenn der Hund nicht schon in einem hysterischen Zustand wäre, würde er es sein, wenn wir Zwang und unangenehme Dinge anwenden. Es ist nicht der Ort, um die Anforderungen an den jungen Hund zu schwierig zu gestalten. Wenn der Hund eine Situation nicht bewältigen kann, dann ist er ganz einfach nicht fähig, sie zu bewältigen. Wir können verhindern, dass der Hund hysterisch wird, indem wir lernen, ihn und seinen emotionalen Zustand zu beobachten, indem wir lernen, zu sehen, dass die Temperatur ansteigt und wir damit aufhören, was wir machen bevor der Hund ein Stress- und Erregungslevel erreicht hat bei dem er nicht mehr fähig ist zu kommunizieren und zu lernen.  
 
Frühes Eingreifen
 
Frühes Eingreifen ist der Schlüssel. Dies könnte bedeuten:  
 
- Das Training zu stoppen.  
- Selber weniger bedrohend zu handeln.  
- Den Hund seine Position wechseln lassen, z.B. vom Liegen oder Stehen zu der nicht-aktiven Sitzposition.  
- Halte die Leine locker – sie soll so locker sein, dass sie hängt, ansonsten fühlt der Hund die Spannung auf der Leine. Denk daran, dass eine angespannte Leine der schnellste Weg ist, um Aggression zu fördern.  
- Kämpf nicht mit dem Hund. Bleibe ruhig und behalte die Selbstkontrolle – Wie soll der Hund Selbstkontrolle lernen, wenn Du nicht mit gutem Beispiel vorangehst?  
 
 

"Wenn der Hund beginnt "Türen zuzuknallen"
 
Der junge Hund ist in einer Übergangsphase und es gibt so vieles, was untersucht und ausprobiert werden muss. Gestatte es dem Hund Dinge zu erforschen. Gestatte es ihm den Geschmack des Lebens zu kosten und gestatte es ihm, Dinge auszuprobieren. Es ist total harmlos. Wir müssen Grenzen setzen, aber gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass diese nicht in einer Art gesetzt sind, die den Hund zu einem Gefangenen machen ohne die Freiheit aktiv zu sein und selber Dinge herauszufinden. Sollte er schwierig werden, so genannt stur ist oder Grenzen testet, ist dies nicht, weil er geplant hätte, die Führung zu übernehmen oder Alpha-Hund zu werden, sondern viel eher, weil er die Dinge erkunden will und herausfinden will, wie diese funktionieren. Ein junger Hund wird nicht die Führung übernehmen, er denkt nicht mal darüber nach. Aber er muss Dinge ausprobieren, um festzustellen, was für Reaktionen er darauf erhält, für den Fall, dass er später je darüber nachdenkt. Vermeide eine Überreaktion! Dem Hund den Rücken zuzudrehen und ihn zu ignorieren ist ausreichend – und wird mehr aussagen, als Tausend Worte. Dem Junghund den Rücken zu kehren und ihn zu ignorieren, ist genau das, was der erwachsenen Hund tun würde.  
 
Unter keinen Umständen darfst Du den Hund körperlich bestrafen – unterlasse körperlich unangenehme Dinge, wie Schütteln im Nackenfell, ihn an den Backen zu packen und ihm in die Augen zu starren oder andere grausame und furchteinflössende Bestrafungsmethoden. Beachte wie die selbstsicheren erwachsenen Hunde es machen und mache es ihnen nach. Erwachsene Hunde lassen die Junghunde etwas wissen ohne brutal zu werden – sie drehen ihnen den Rücken und gehen weg. Es kann vorkommen, dass sie “brüllen”, aber auch nicht mehr.
 
Knurrt Dein Hund? Wunderbar! Das bedeutet, dass er nicht durch Angst zur Passivität gebracht wurde und dass er einen natürlichen Teil seiner Kommunikation bewahrt hat. Knurren ist nicht gefährlich, es ist ganz einfach ein Weg, die anderen wissen zu lassen, dass er sich nicht wohl fühlt.
 
Wenn der Hund knurrt/fletscht/schnappt
 
1. Hast Du etwas getan, was den Hund provoziert hat? Wenn ja, höre damit auf, ihn zu provozieren. Provokationen können sein, um nur ein paar zu nennen; an der Leine rucken, schreien und schimpfen, den Hund im Nackenfell zu packen, den Hund zu schubsen, den Hund zu kneifen, dem Hund das Futter wegzunehmen, den Hund zu stören, wenn er schläft oder sich ausruht, Kommandos in einer wütenden Stimme zu geben, zu viel vom Hund zu verlangen, den Hund fest zu halten, an der Leine zu ziehen, den Hund zu necken, sich über ihn zu beugen und gerade auf einen angeleinten Hund zugehen.  
 
2. Wurde der Hund durch etwas erschreckt? Dann vermeide es, dass er sich wieder erschreckt. Ansonsten wird seine Verteidigungsreaktion nur immer stärker und stärker.  
 
3. Macht er es nur, um Deine Reaktion zu testen? Dreh ihm den Rücken zu! Er wird es sofort sein lassen. In einer solchen Situation, muss mindestens einer von Euch ruhig bleiben. Ausserdem ist es eine Tatsache, dass die meisten Konflikte zwischen Hunden und ihren Besitzern daraus entstehen, dass versucht wird, den Hund zu dominieren und nicht andersherum. “Sitz” zu verwenden, wenn Konfliktsituationen auftauchen, ist psychologisch richtig. Es ist eine neutrale Position – man fordert Kooperation, statt Unterwerfung. Und das Sitzen wird viel leichter ausgeführt als alles andere, selbst bei einem aufgeregten Hund.  
 
Damit ein junger Hund Selbstkontrolle lernt, muss er einen Lernprozess durchmachen. Wir können ihm helfen, indem wir an uns selbst einige Anforderungen stellen:  
 
1. Der Hund weiss nicht, welche Möglichkeiten er hat. Wir müssen dem Hund lehren, dass er ruhig sitzen kann, statt hochzuspringen, herumzurennen oder an der Leine zu zerren. Aufgrund der Situation ist das Adrenalinlevel im Körper hoch und der Hund fühlt sich deshalb gleichzeitig unwohl und weiss nicht was er tun soll. Wir können es dem Hund zeigen und ihm helfen zu lernen, die Situation zu kontrollieren.
 
2. Bewege Dich langsam. Verwende ruhige und langsame Körberbewegungen. Sprich ruhig und leise. Deine Körpersprache und Dein Verhalten werden den Hund überzeugen.  
 
3. Verwechsle nicht Selbstkontrolle und physischen Zwang. Selbstkontrolle ist freiwillig, während körperlicher Zwang dies nicht ist. Vermeide Schieben, Zwingen, Ziehen und Herumstossen des Hundes. Behalte die Leine locker. Die Reaktion auf körperliche Bestrafung wird nur ein erhöhter Stresslevel sein.  
 
4. Übe Selbstkontrolle in allen Situationen. Übe zuerst in Umgebungen ohne Ablenkungen, in kurzen Einheiten und an lockerer Leine. Lass den Hund nicht zu lange sitzen zu Beginn, die Muskeln werden müde und er bekommt Muskelkater vom zu langen Sitzen.
 
Wir haben auch noch andere Hilfsmittel, wie die Beruhigungssignale und den Hund für das richtige Verhalten zu belohnen, um nur einige zu nennen. Eines Tages wirst Du einen erwachsenen Hund haben, der weiss, wie man sich zu benehmen hat, der über Selbstkontrolle verfügt und der es sich wünscht zusammenzuarbeiten. Dieser Tag wird kommen, wenn Du während dem Heranwachsen Schritt für Schritt die Anforderungen an Deinen Hund steigerst, so dass er damit umgehen kann. Sei umsichtig – Dein Hund braucht Zeit, um Erwachsen zu werden, genau so wie wir. 
 
 
aus >Originalversion in Englisch unter: The puppy and the young dog - about growing up<.