Beim Hund besteht die Schilddrüse aus zwei Organen (Lobus dexter und sinister), die links und rechts von der Luftröhre liegen, etwa auf Höhe der ersten drei bis acht Knorpelringe, also dicht am Kehlkopf. Die beiden über einen schmalen Streifen (Isthmus) miteinander verbundenen Schilddrüsenorgane können nicht erfühlt werden, da sie sehr tief liegen, sie sind bei einem 15 kg schweren Hund etwa 2,5 mal 1 cm groß. Das Gewebe der Schilddrüse besteht aus mikroskopisch kleinen Bläschen, den Follikeln, in deren Inneren die Hormone in inaktiver Form als Kolloid (feinste Teilchen) gespeichert werden.
Die Schilddrüse zählt zu den endokrinen (Stoffe wie z.B. Hormone in den Blutkreislauf absondernden) Drüsen, ein Leben ohne Schilddrüsenhormone ist nicht möglich. Die jodhaltigen Schilddrüsenhormone (Trijodthyronin T3 und Thyroxin oder auch Tetrajodthyronin genannt T4) werden von den Follikelepithelzellen gebildet. Die Schilddrüsenhormone wirken in fast allen Körperzellen und regen dort den Energiestoffwechsel an. Sie sind unter anderem verantwortlich für
die Funktion der knochenbildenden Zellen im Embryo die Verknüpfung der Nervenzellen im Embryo den Blutdruck die Herztätigkeit die Muskelspannung für Fortpflanzungsfunktionen wie Spermienbildung und Auftreten von Läufigkeiten für die Verdauung
Bei dieser Vielfalt an Funktionen verwundert es nicht, dass jede, die Arbeit der Schilddrüse beeinflussende Veränderung innerhalb der Schilddrüse (wie Funktionsstörungen, Tumore etc.) weit reichende Auswirkungen auf das gesamte Individuum hat.
Die Unterfunktion der Schilddrüse: Hypothyreose
Die Hypothyreose, eine Unterfunktion der Schilddrüse, ist beim Hund nach dem Diabetes mellitus und dem Hyperadrenokortizismus (Produktion von zu viel Kortisol, s. Morbus Cushing) die dritthäufigste Erkrankung der Drüsen überhaupt.
Die Krankheit entwickelt sich langsam und schleichend, frühe Symptome werden oft übersehen oder als Alterserscheinungen gedeutet. Oft vergehen Monate, bis sich schwere klinische Erscheinungen oder neurologische Symptome einstellen und die Diagnose Hypothyreose gestellt wird. Beim Hund kennt man zwei Ursachen, die zu einer Schädigung des funktionellen Schilddrüsengewebes führen. Dies ist zum einen die chronisch-entzündliche Veränderung, die meist völlig unbemerkt verläuft, bis ein großer Teil des Schilddrüsengewebes durch die Entzündungsreaktion zerstört wurde und durch nicht-hormonbildendes Bindegewebe ersetzt wurde. Zum anderen gibt es die seltenere, autoimmune Thyreoiditis, hier bildet der Körper selbst Antikörper gegen das eigene Schilddrüsengewebe und zerstört dieses. Angeborene Defekte, Tumore oder Fehlfunktionen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), in der das TSH, ein schilddrüsen-stimulierendes Hormon gebildet wird, sind bei Hunden eher selten. Unterscheiden muss man von dieser, in der nicht mehr voll funktionsfähigen Schilddrüse selbst bedingten, Unterfunktion die Auswirkungen von anderen Erkrankungen oder auch Medikamenten, die die Schilddrüse in ihrer Hormonproduktion bremsen können. Medizinisch wird dieser Vorgang „Euthyroid sick syndrome“, kurz ESS, genannt. Die Schilddrüsenwerte können bei tiefen, bakteriellen Entzündungen, beim Vorliegen von Leber- und Nierenerkrankung, nach Unfällen, nach der Gabe von manchen Antibiotika oder Phenobarbital, aber auch durch allergische Reaktionen oder Stress absinken. Liegt ein „Euthyroid Sick Syndrome“ vor, wird meist nicht mit Schilddrüsen-Hormonen behandelt, sondern durch Behandlung der Grunderkrankung eine Besserung herbeigeführt. Wird Stress, also Dauerstress, der mit der Bildung von Stresshormonen, insbesondere Cortisol einhergeht, als Ursache für niedrige Schilddrüsenwerte vermutet oder festgestellt, sollten die stressauslösenden Faktoren minimiert werden. Hohe Cortisol-Werte bedingen meist einen niedrigen SD-Hormon-Wert, dies macht den Hund wiederum noch stressanfälliger und Hund und Halter befinden sich meist in einem sich stetig verschlimmernden Stresskreislauf. Bei Rüden, die sexuell leicht erregbar sind und dadurch unter Dauerstress geraten (mit niedrigen Schilddrüsenwerten und meist leicht auslösbarem, aggressivem Verhalten), sollte über eine Kastration ernsthaft nachgedacht werden, dieser Zustand erfüllt die Anforderungen an eine medizinische Indikation.
Die ersten Anzeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion sind völlig unspektakulär und fallen zudem oft in den Alterszeitraum von 12 bis 18 Monaten, in denen aufgrund der zunehmenden sexuellen Reife bedeutende Veränderungen im Verhalten der Tiere auftreten (können). Gerade bei Rüden mittlerer und großer Rassen kommt es in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich häufig zu aggressivem Verhalten gegenüber Artgenossen oder auch Menschen, die meist als „Rangordnungsproblem“ eingestuft und behandelt werden. Auch hier wird, wie bei vielen Fällen von auftretenden Aggressionen, zu selten ein Gesundheitscheck (inclusive Schilddrüsen-Profil) vor einer Verhaltenstherapie durchgeführt.
Verhaltensänderungen, vor allem wenn sie im Widerspruch zur Sozialisierungsgeschichte des Hundes stehen, können also ein Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion sein, möglich sind
Aggressive Verhaltensweisen Ängstlichkeit Stressanfälligkeit Hinweise auf eine beginnende SD-Unterfunktion können auch körperliche Anzeichen sein wie
Erhöhte Infektanfälligkeit (auch schlecht behandelbare Ohrenentzündungen etc.) Unregelmäßigkeiten in der Läufigkeit (erste Läufigkeit tritt nicht ein, große Abstände zwischen den Läufigkeiten) Herzrhythmusstörungen werden festgestellt evt. epileptiforme Anfälle
Wie für alle Laborwerte gibt es auch für die Schilddrüsenwerte einen Bereich, der als „normal“ angesehen wird. Jean Dodds, eine Spezialisten auf diesem Gebiet, vertritt die Auffassung, dass die SD-Werte von Hunden während der gesamten Zeit ihrer körperlichen Ausreifung mindestens in der Mitte dieses Normbereichs, besser noch im oberen Drittel liegen sollten. Nach Meinung von Frau Dodds beieinträchtigen darunter liegende Werte die Entwicklung des Hundes.
Zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr (andere Quellen nennen das vierte bis zehnte Lebensjahr) wird bei Hunden am häufigsten eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert, in den meisten Fällen sind die Symptome bereits sehr ausgeprägt, die Erkrankung besteht zu diesem Zeitpunkt also schon seit längerem. Betroffen sind meist mittlere und große Rassen, bei Zwergrassen ist die Hypothyreose eine Ausnahme, aber nicht ausgeschlossen. Überdurchschnittlich häufig sind die Rassen Airedale, Boxer, Cocker Spaniel, Dachshund, Dobermann, Golden Retriever, Dogge, Irish Setter, Zwergschnauzer, Pudel, Zwergpinscher und Dackel betroffen. Nach den bisher vorliegenden Zahlen sind weibliche Hunde häufiger betroffen als männliche, nach den bisherigen Beobachtungen besteht für kastrierte Tiere scheinbar ein relativ höheres Risiko, an einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken.
Die Besitzer betroffener Hunde suchen den Tierarzt am häufigsten wegen dieser Feststellungen auf
Müdigkeit Mangelnde oder fehlende Belastbarkeit des Hundes Lethargie Hautprobleme Haarausfall Gewichtszunahme Persönlichkeitsveränderung Störungen im Bereich des Sexualverhaltens
Speziell bei den Haut- und Fellproblemen gibt es ganz unterschiedliche Ausprägungen, recht häufig ist das Fell stumpf und trocken mit starker Schuppenbildung. Bei kurzhaarigen Rassen tritt teilweise ein auf beiden Körperhälften gleicher Haarverlust an den Flanken und Körperseiten auf, oft verbunden mit sekundären bakteriellen Hautinfektionen. Möglich ist auch die Hyperpigmentation, eine Verfärbung der Haut, die betroffene Hautstelle wird dunkler oder die Hyperkeratose, eine starke Verhornung der Haut. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann auch eine sekundäre Seborrhöe hervorrufen, eine Hauterkrankung, bei der vermehrt Schuppen gebildet werden, wobei einige Hunde eine Talgüberproduktion zeigen und andere eine sehr trockene Haut haben. Bei von Seborrhoe betroffenen Hunden besteht eine Veranlagung zu Hautinfektionen mit Pilzen oder Bakterien, die meist einen starken Juckreiz und einen vermehrten Körpergeruch hervorrufen. Die Wundheilung von Hunden mit unbehandelter Schilddrüsenunterfunktion ist schlechter, sie leiden häufig unter Entzündungen des äußeren Gehörgangs (Otitis externa).
Bei manchen Tieren findet man im Gesichtsbereich eine verdickte, ödematisierte Haut, die Hunde wirken dadurch, als seien sie traurig. Bei Rassen wie Setter, Golden Retriever oder auch Cocker Spaniel kann es zu Verlust des Deckhaares und übermäßigem Wachstums der Wollhaare kommen.
Die Müdigkeit und fehlende Belastbarkeit des Hundes resultieren häufig aus einem verlangsamten Herzschlag (Bradykardie) und einem schwachen Puls. In manchen Fällen zeigen Hunde einen „steifen Gang“, ursächlich hierfür können Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen sein, ausgelöst durch eine Beeinträchtigung der Nerven, betroffen können auch Gesichts- und Vestibularnerven (verbunden mit Gleichgewichtsstörungen) sein.
Die Gewichtszunahme kann mit verstopfungsähnlichen Begleiterscheinungen einhergehen.
Bei einigen Hunden kommt es zu Unfruchtbarkeit, Ausbleiben oder Unregelmäßigkeiten bei den Läufigkeiten der Hündin, bei Rüden tritt Hodenathropie (Schrumpfung) und mangelnde Libido auf.
Durch die bei einer Schilddrüsenunterfunktion mögliche Hyperlipidämie ( erhöhte Plasma-Cholesterin- und/oder Plasma-Triglyceridwerte) kann es zu Lipidablagerungen im Bereich der Hornhaut des Auges kommen, ferner sind Entzündungen der mittleren Augenhaut, die schmerzhaft sein können, möglich.
Die Diagnose der Hypothyreose beruht neben der klinischen Symptomatik auf labordiagnostischen Untersuchungen. Die Bestimmung der Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T4 und fT4 sowie des Hypophysenhormons cTSH (canines Thyreoideastimulierendes Hormon) wurden bislang als die besten serologischen Parameter zur Diagnose einer caninen Hypothyreose bewertet.
Anmerkung: das freie (ungebundene) T4 gibt beim Menschen im Zusammenhang mit dem gemessenen T4 recht zuverlässige Auskünfte über die Funktion der Schilddrüse, auch wenn das freie T4 ohne (eine aufwändige und kostenintensive) Vorbehandlung des Serums mittels Equilibriumsdialyse gemessen wird. Nach einer Modifikation des freien T4-Tests für Hunde durch den Hersteller im Jahr 2003 kam es oft zu unbrauchbaren Resultaten und Interpretationsproblemen.
Zur Absicherung der Diagnose werden oft Stimulationstests durchgeführt. Leider steht der sehr bewährte und zuverlässige TSH Stimulationstest seit einigen Jahren nicht mehr zur Verfügung, da er auf Radiojod markiertem Rinderhypophysen (bovines TSH) basierte, dieses darf aufgrund der BSE-Problematik nur noch zu Forschungszwecken eingesetzt werden.
Der als Ersatz eingeführte TRH-Stimulationstest besitzt dagegen nur eingeschränkte Aussagekraft, in Untersuchungen wurde beispielsweise festgestellt, dass bei einigen Hunden die Ausschüttung von cTSH nicht mittels TRH ausgelöst werden kann, der T4-Wert stieg dennoch an. Andere Hunde reagierten mit einem übermäßigen Anstieg des cTSH-Wertes, der T4-Wert blieb dabei im Normalbereich.
T4 und cTSH können im Screeningtest bestimmt werden, allerdings bleibt der cTSH-Wert, der bei einer Schilddrüsenunterfunktion eigentlich hoch ausfallen sollte, bei etwa 20 % der Hunde im Normalbereich, möglicherweise, weil der cTSH-Test (noch) nicht alle Formen des caninen TSH erfasst (ähnliches ist aus der Entwicklung des menschlichen TSH-Testes bekannt).
Weitere diagnostische Möglichkeiten sind die Sonographie, die unterschiedlichen Körpergrößen der Hunde unterschiedlichster Rassen und das davon abhängige, sehr unterschiedliche Schilddrüsenvolumen zusätzliche Schwierigkeiten schafft, erste Studien ergaben bei kleinen Rassen unter 6 kg beispielsweise Schilddrüsenvolumen von unter 0,3 ml, bei Rassen über 50 kg lag das Volumen bei rund 1,9 ml. Die Funktionalität des Organs Schilddrüse lässt sich mittels Sonographie nicht darstellen, wohl aber Strukturveränderungen wie Verkleinerungen oder Entzündungen.
Messbar ist auch der TgAAK-Titer im Blut, da bekannt ist, dass bei Hunden mit einer Schilddrüsenunterfunktion Autoantikörper gegen Thyreoglobulin (TgAAK) nachgewiesen werden können. Dieser TgAAK-Titer ist allerdings auch bei einigen Hunden mit voll funktionsfähiger Schilddrüse messbar, allerdings nur bei jedem zweiten Hund mit einer tatsächlichen Schilddrüsenunterfunktion. Die Gründe hierfür sind noch nicht ausreichend abgeklärt, erste Untersuchungen deuten auf die Möglichkeit hin, dass es im Verlauf einer caninen Hypothyreose zu einem Abfall des Autoantikörpertiters kommt.
Die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion erfolgt durch eine Substitutions-Therapie, die nicht genügend produzierten Hormone werden mittels Tabletten zugeführt. Diese Schilddrüsenmedikamente müssen lebenslang gegeben werden, da eine Hypothyreose nicht heilbar ist. Die Hunde haben jedoch gut eingestellt bei regelmäßiger Tablettengabe und Wertekontrolle eine normale Lebenserwartung und eine gute Lebensqualität.
Schilddrüsenhormone werden beim Hund schlechter aus dem Darm aufgenommen und schneller verstoffwechselt als beim Menschen, daher müssen die Schilddrüsenwerte um ein Vielfaches höher dosiert werden als beim Menschen.
Jeder Hund muss ganz individuell eingestellt werden auf „seine“ Dosis, die Anfangsdosis liegt meist im Bereich von 10 - 40 µg/kg auf 2 x täglich verteilt. Eine zu hohe Dosis macht sich rasch in Form von beschleunigtem Herzschlag, Unruhe, Hecheln, Durchfall, vermehrtem Urinabsatz oder auch Ängstlichkeit bemerkbar.
Für gewöhnlich sind erste Therapie-Ergebnisse rasch sichtbar, da viele Hunde bereits in der ersten Woche, in der sie mit Tabletten behandelt werden, deutlich aktiver werden.
Die Hautprobleme allerdings scheinen sich in den ersten Wochen vom Eindruck her zu verschlimmern, eine vorübergehende Phase, in der alte Hautzellen abgestoßen werden. Nach etwa einem Monat beginnt das Fell sich sichtbar zu regenerieren, nach etwa zwei Monaten sehen die meisten Hunde wieder recht passabel aus.
Unterschiedliche Angaben finden sich bezüglich der weiteren Blutuntersuchungen zur Kontrolle des Schilddrüsen-Niveaus. Eine erste Kontrolle sollte spätestens nach sechs bis acht Wochen erfolgen, die Blutentnahme muss einige Stunden nach Tabletteneingabe (bitte bei Terminvereinbarung erfragen) erfolgen. Auch danach sind regelmäßige Kontrollen erforderlich.
Diese Erkrankung wird durch eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle hervorgerufen.
Im Gegensatz zur Bauchfellentzündung geht dieses Krankheitsbild nicht mit einer Entzündung aus, wodurch auch das für die Bauchfellentzündung typische Fieber fehlt. Die Ansammlung von Flüssigkeit vollzieht sich oft innerhalb von Wochen und Monaten.
Ursachen können Herzschwäche, Erkrankung von Niere und Leber, durch Tumore, ältere Quetschungen - sowie Störungen in der Ernährung oder Geschwülste in der Bauchhöhle sein.